Das rote Gold wächst nicht nur im fernen Iran oder in den Weiten Kaschmirs – immer mehr mutige Pioniere beweisen, dass sich hochwertiger Safran auch in Deutschland anbauen lässt. Von der sonnigen Pfalz bis ins Oderbruch von Brandenburg entstehen kleine, aber feine Safranereien, die zeigen: Deutsche Qualität kann mit den besten internationalen Produkten mithalten.
Warum Safran jetzt auch in Deutschland wächst
Der Klimawandel bringt nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Möglichkeiten für die deutsche Landwirtschaft. Die zunehmend heißeren und trockeneren Sommer schaffen ideale Bedingungen für den Safrananbau – Verhältnisse, die früher nur in den klassischen Anbaugebieten herrschten.
Historischer Hintergrund
Bereits seit dem 14. Jahrhundert wurde in Deutschland Safran angebaut. Besonders in Thüringen und der Pfalz gab es eine jahrhundertealte Tradition des Safrananbaus, die jedoch im 20. Jahrhundert völlig in Vergessenheit geriet.
Tobias Fahlberg, Safran-Pionier aus Brandenburg, erklärt: „Durch den Klimawandel haben wir inzwischen ebenso heiße und trockene Sommer wie in den klassischen Anbaugebieten Iran, Indien oder Marokko.“ Diese Erkenntnis motiviert immer mehr deutsche Landwirte, sich an dem kostbaren Gewürz zu versuchen.

Die deutschen Safran-Anbaugebiete im Überblick
Deutschland verfügt heute über mehrere etablierte Safran-Anbaugebiete, die jeweils ihre eigenen Besonderheiten aufweisen:
Pfalz: Tradition trifft Innovation
Der Doktorenhof in Venningen gilt als einer der Vorreiter des modernen deutschen Safrananbaus. Georg Wiedemann baut seit 2012/13 auf zehn Hektar Wiesenfläche Safran an und produziert jährlich etwa 120.000 bis 130.000 Krokusblüten für ein Kilogramm Safran.
Kontakt: Doktorenhof Venningen
Adresse: Raiffeisenstraße 5, 67482 Venningen
Website: www.doktorenhof.de
Venningen war bereits im 19. Jahrhundert eine Enklave für den Safrananbau in Deutschland. Der Doktorenhof knüpft an diese historische Tradition an und produziert heute neben hochwertigen Essigen auch kostbaren deutschen Safran.
Brandenburg: Pioniergeist im Oderbruch
Tobias Fahlberg hat als erster Landwirt in Brandenburg den Safrananbau gewagt. Seine Safranerie in Altreetz im Oderbruch gilt als die nördlichste Deutschlands und beweist, dass auch in unseren Breitengraden exzellenter Safran gedeihen kann.

Kontakt: Fahlberg Safran
Betreiber: Tobias Fahlberg
Adresse: Ruhlsdorfer Str. 9, 15344 Strausberg
Website: www.fahlberg-safran.de
Besonderheit: EU-biozertifiziert, erste Safranerie Brandenburgs
Fahlbergs Safran wird mittlerweile in Edeka-Filialen in Berlin und Brandenburg verkauft und kostet 34,90 Euro pro Gramm. Der schwere, nährstoffreiche Lehmboden im Oderbruch erweist sich als ideal für den Safrananbau.
Thüringen: Wissenschaft trifft Tradition
Im Altenburger Land betreiben Andrea Wagner und Frank Spieth den Safrananbau im größeren Stil. Auf 2.000 Quadratmetern gewinnen sie jährlich etwa ein Kilogramm des teuren Gewürzes – das entspricht etwa einem Viertel der gesamten deutschen Ernte.
Kontakt: Safran Altenburg
Betreiber: W³ Wandel-Werte-Wege gGmbH (Dr. Frank Spieth, Andrea Wagner)
Adresse: Geraer Straße 55, 04600 Altenburg/Thüringen
Website: www.altenburger-safran.de
Verkauf: Verfügbar über Genussarche.de und bei Altenburger Originale
Das Forschungs- und Versuchsprojekt wurde 2016 mit Fördergeldern des Bundesforschungsministeriums gestartet. Die historische Tradition des Safrananbaus in Altenburg reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Baden-Württemberg: Höhenlagen als Herausforderung
Auf der Schwäbischen Alb wagt Frank-Peter Bahnmüller mit seinem Alb-Safran ein besonderes Experiment. Auf 775 Metern über dem Meeresspiegel und bei Wintertemperaturen von bis zu -25°C beweist er, dass Safrananbau auch unter extremen Bedingungen möglich ist.

Kontakt: Alb-Safran
Betreiber: Frank-Peter Bahnmüller, Susanne Eisler
Adresse: Lindenstraße 14, 72820 Sonnenbühl
Website: www.alb-safran.de
Besonderheit: Anbau ohne künstlichen Dünger, spezielle Damm-Anbauweise
Sachsen: Tradition und Moderne vereint
In Sachsen nahe Dresden betreibt Boris Kunert sein Projekt „Saxen-Safran“. Seit 2015 bewirtschaftet er etwa 7.000 Quadratmeter im Stolpener Land und knüpft damit an die sächsische Safranbau-Tradition an.
Kontakt: Saxen-Safran
Betreiber: Boris Kunert
Adresse: Schönfelder Straße 18, 01099 Dresden-Äußere Neustadt
Website: www.saxen-safran.de
Qualität und Anbaumethoden
Deutsche Safran-Produzenten setzen durchweg auf höchste Qualitätsstandards. Alle bestätigten Produzenten arbeiten mit Premiumqualität in der ersten Güteklasse nach internationalen Standards. Die Preise bewegen sich typischerweise zwischen 15-35 Euro pro Gramm.

Qualitätsmerkmale deutschen Safrans
- Erste Güteklasse nach ISO 3632 Standards
- Hohe Crocin-Werte (Färbekraft)
- Intensives Picrocrocin (Bitterkeit)
- Ausgeprägtes Safranal (Aroma)
- Oft EU-bio-zertifiziert
- Reine Handarbeit bei Ernte und Verarbeitung
Herausforderungen und Chancen
Der deutsche Safrananbau steht vor besonderen Herausforderungen. Die Erntezeit beschränkt sich auf wenige Wochen im Oktober, und die Verfügbarkeit ist jahreszeitlich stark begrenzt. Dennoch sehen Experten großes Potenzial:
Das Start-up Innovation Matters entwickelt robotergestützte Verfahren, um den Safrananbau auch für die heimische Landwirtschaft wirtschaftlich attraktiver zu machen. Mit automatisierter Ernte könnte der deutsche Safranmarkt von derzeit vier Kilogramm auf bis zu zehn Tonnen jährlich wachsen.
Wirtschaftspotential
Während ein Hektar Zuckerrüben etwa 2.500 Euro Gewinn bringt, können mit der gleichen Fläche Safran konservativ gerechnet 40.000 Euro erwirtschaftet werden. Diese Zahlen zeigen das enorme Potential des heimischen Safrananbaus.
Die Zukunft: „Straße des Safrans“
Visionäre Pläne gibt es bereits: Eine „Straße des Safrans“ durch Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt soll ab 2026 alte Anbauorte wiederbeleben und Touristen anlocken. Das Projekt zeigt, wie sich Tradition, Innovation und Tourismus gewinnbringend verbinden lassen.

Grundlagenwissen
In unserem ausführlichen Grundlagenartikel Safran – Was ist das eigentlich? findest du alle wichtigen Informationen zu diesem faszinierenden Gewürz.
Häufige Fragen zu deutschem Safran
Ist deutscher Safran genauso gut wie iranischer?
Ja, deutsche Safran-Produzenten erreichen durchweg die erste Güteklasse nach internationalen Standards. Labortests bestätigen, dass die Qualität mit den besten internationalen Produkten mithalten kann. Teilweise übertreffen deutsche Produzenten sogar die Mindestanforderungen deutlich.
Warum ist deutscher Safran so teuer?
Der hohe Preis (15-35 Euro pro Gramm) resultiert aus der aufwendigen Handarbeit und den geringen Mengen. Für ein Gramm Safran werden etwa 150-200 Blüten benötigt, die alle einzeln von Hand geerntet und verarbeitet werden müssen. Deutsche Lohnkosten und kleinere Anbauflächen führen zu höheren Produktionskosten als in traditionellen Anbauländern.
Wo kann ich deutschen Safran kaufen?
Deutschen Safran erhältst du direkt bei den Produzenten über deren Online-Shops, in ausgewählten Edeka-Filialen (Fahlberg Safran), bei spezialisierten Feinkosthändlern oder über Plattformen wie Genussarche.de. Die Verfügbarkeit ist allerdings begrenzt und saisonabhängig.
Kann ich selbst Safran anbauen?
Grundsätzlich ja! Viele der deutschen Produzenten verkaufen auch Safran-Zwiebeln für den Hobbygärtner. Für einen Quadratmeter benötigst du etwa 30 Zwiebeln. Der Anbau ist nicht kompliziert, erfordert aber Geduld, da die ersten Blüten meist erst im zweiten Jahr erscheinen.
Wann ist die beste Zeit für den Safrananbau?
Safran-Zwiebeln werden zwischen Juli und September gepflanzt. Die Blüte und damit die Ernte erfolgt im Oktober/November. Ein sonniger, gut drainierter Standort ist essentiell – Staunässe führt zu Wurzelfäule.
Die deutschen Safran-Pioniere zeigen eindrucksvoll, dass sich mit Mut, Innovation und Qualitätsbewusstsein auch in unseren Breitengraden das rote Gold erfolgreich anbauen lässt. Ihre Arbeit trägt nicht nur zur regionalen Vielfalt bei, sondern bietet Verbrauchern eine hochwertige Alternative zu importiertem Safran.